Alpenblog von der Alp Gumpel - 7. Tag

Evelyn Funkhouser

Der zweite Tag alleine mit dem Senior und dem Bengel Martin. (Er wollte kein Engel sein.. ) Heute kommt die Milchwägerin.

Am frühen morgen steigen Martin und ich in die Höhe und haben einen Ausblick auf die aufgehende Sonne hinter unzähligen Bergspitzen, die sich in verschiedenen Grau und blau Tönen gegen Himmel recken. Martin umarmt mich überschwänglich und meint: Dafür machen wir doch diese Arbeit. Glückselig zottelt er auf die eine Seite den Berg weiter hoch und ich auf die andere.

Ich gehe schon mal mit den ersten 10 oder 15 Kühen runter Richtung Stall so kann Hans die ersten schon im richtigen der drei Ställe am richtigen Platz mit mehr oder weniger Kampf anbinden. Manchmal tun sie mir alle ein bisschen leid. die Tiere, die nicht ganz verstehen, was der Mann von ihnen möchte oder die etwas anderes vor hatten, aber auch Hans, der so viel zu tun hat und sich über die eigensinnigen und manchmal schwer von begriffigen Kühen aufregt. Aufregen tut niemandem gut!

Die Melkerei ist im Vergleich zu andern Alpen, wo ich schon war, anstrengend: erschwert durch den kleinen Platz zwischen den Lägern. Sprich, wenn die Kühe stehen, stehen sie Po an Po und für uns gibt es kein Durchkommen, mit den vollen Milchkannen, den zigtausend Schläuchen, die gerne von der Schulter rutschen oder von der Kanne abreissen und im Mist landen.

Mit einer Hand muss man die Füdli der Kühe dazu bringen, sich zu bewegen. so dass man sich zwischen ihren massigen Körpern durchschlängeln kann. Die älteren Ladies sind dazu schwer zu überreden. Und wenn, - dann in die falsche Richtung.  Dann hab ich ganz verloren. Die jüngeren Jahrgänge bewegen sich teilweise schon, wenn ich ihnen einen sanften Klaps gebe. Dies muss man auch zuerst herausfinden. Die einen so, die andern so. (Falls jemand vom Tierschutz dies liest: Die Läger sind Konform, Die Kühe haben für sich genug Platz zum liegen. der Schorengaben ist zu schmal. Für den Menschen ist es nicht gerecht.) Und dann habe ich einen Eimer voll Milch oder ein Melkkübel, mit Milch drin in der Hand und sollte nichts ausleeren und die Dreckgien Schwänze sollten nicht hineintunken, wie Pinsel in die Farbe. Und der Küble mit Milch wiegt einige Kilo. -Anstrengend!!! Zudem sind es dieses Jahr zehn Kühe mehr, wie ich gehört habe.

Wie gesagt, die Melkerei auf dem Oberen Gumpel fordert einiges von uns. Dafür verfüge ich schon nach ein paar Tagen über einen strammen Bizeps. Andere müssen in ein dumpfes, mit Neonlicht beleuchtetes und mit schlechter Musik beschalltes Fitness Center, um diese Resultate zu erzielen.

Der Tag verläuft nach Plan, Die Milchwägerin kommt gerade zum vieri und wir richten Ihr ein Tischchen ein vor dem Stall..

In dem Moment wo wir die Kühe in den Stall holen wollen hat sich dicker Nebel auf die Berge gesetzt und den oberen Teil, (wo wir uns befinden) eingehüllt.

Martin und ich ziehen los.

Wir finden die Tiere und treiben sie gegen die Hütte runter.

Das Einstallen geht wie gewohnt, etwas mühsam.

Als wir alle angebunden haben, merken wir, dass acht Tiere fehlen. Oh Schreck!

Die Milchwägerin sollte noch bei Tageslicht den Abstieg schaffen und es ist schon 18.30 Uhr. So entscheiden wir, wir beginnen zu melken und Martin zieht noch einmal los und sucht die Tiere.

Eine Stunde vergeht. Hans und ich füllen die Gebsi mit Milch, stellen das Aggregat ab und lauschen. Nichts zu hören. Langsam steigt Angst in uns auf, wie der Nebel steigen sollte, aber der liegt zäh auf den Alpweiden. Minuten vergehen.

Da. - Wir hören Glocken. Sie schallen aus dem Weiss heraus. ausgerechnet an einer gefährlichen Stelle. Ich bete, dass alle heil herunter kommen.

Die arme Milchwägerin ist auch ein bisschen überfordert.

Siehe da, nach einer gefühlten Ewigkeit, tauchen die ersten Tiere aus dem Nebel auf. Dahinter ein völlig erledigter Martin. Er musste, bis ganz auf den Berg steigen und ihn überqueren und die Tiere hinter einem Zaun holen. Der Abstieg war riskant, da er das Gelände nicht kannte und nicht genau wusste, wo dass er sie durchtreiben sollte.

Erleichtert molken wir die verbleibenden Tiere. Die Milchwägerin packte ihre Sachen. Es war am Eindunkeln. Aber sie, eine Bergbewohnerin machte sich mutig auf den Weg.

Als wir beim Abendbrot sitzen, müssen wir Kerzen anzünden, um etwas zu sehen, es war schon 22 Uhr.

Wir waren alle erleichtert und müde.

 

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